Schäfer...

Schäfer...

Schafe züchte - das ist nich zu verwechseln mit der Haltung, von Goldhamstern, Meerschweinchen, Kanarienvögeln, Schlosshündchen. ''Schäfru'' hat auch wenig gemein mit der Behabigkeit der Grossviehzüchter und hat nicht viel zu tun mit der Breitspurigkeit der Sonntagsreiter.

 


Schäfer - das sind Menschen mit zünftigem Schuhwerk an den Füssen, wollenen Kniestrümpfen, solieden Knickerbockern am Hinter. Schäfer - das sind Kerle, die im Sommer den Wind und die Sonne der Berge im Gesicht, die langen Gänge auf Alpweiden und Grate in den Wadenmuskeln und manchmal, ja manchmal den grossen Durst strenger, aber auch heiterer und schöner Tage in der Kehle haben...

Oft sind es Schweigsame. Wenigstens gegenüber Aussenstehenden und Uneingeweihten fast Verschlossene. Bringt aber einer die Rede auf die Schafe, dann haben die meisten mit einem Male das Herz auf der Zunge. Was sie anpacken, nehmen sie in beide Hände - und zimperlich sind sie schon gar nicht.




Was sie sagen, legen sie nicht immer auf die Goldwaage. Schäfer sind Rauhbeine mit empfindsamen Gemüt und mit grossem Herz, Elefanten mit Mückenhaut. Ich kenne ihrer nicht wenige, die nicht hinsehen mögen, wenn der Metzger den Stall tritt. Und ungute Worte über ihre Schützlinge gehen ihnen wie Läuse über die Leber. Wer gar meint, er könne sich so ganz auf die schnelle Tour und auf ''Schafnol'' ein oder das andere Witzchen erlauben, der muss vielleicht zusehen, dass er es auch in den Armen hat - oder dann nicht zu knapp in den Beinen. Denn da sind sie empfindlich wie Töchter, denen man im Poesie - Album blättert. Für Schäferruhm und Schäferglorie lassen sie auch etwas springen. Da ergeht es ihnen wie der Gilde der Autonarren. Gespart wird nicht - nicht an den Schafen! Wie könnten sie auch?

Um das Geld, die Rendite aus der Schäferei geht es nur wenigen Züchtern: Freude an der Aufzucht, an all dem Drumherum - das ist wohl der Kern der ganzen Schäferei. Für Nicht - Schäfer und andere Ahnungslose in Vergleich gezogen: Ein Schaf nur gerade nach seinem Schlachtgewicht zu beurteilen und die Aufzucht einzig mit dem Buchhaltungsheft unter dem Arm zu betreiben, erschiene einem wasch- und kochfesten Schäfer so verwerflich wie einem Kunstsammler die Anschaffung von Picasso - Werken nach Flächenmass der bepinselten Leinwand. Schäfer sind halt seltsame Gesellen irgendwie - und empfindsame Seelen...

Wenn sie in den letzten zwei oder drei Jahrzehnten so viele geworden sind, dann das eigentlich und im Grunde der Dinge mehr mit Sehnsucht zu tun, mit der Suche nach Identität vielleicht noch, als mit ''Lidjinu'' (Keulen) und ''Schafwulligum'': Mit der Sehnsucht darum wohl, weil die Schäferei neben den Sorgenund Zwängen des Alltags und all der Plage und Mühsal zwischen Büroklammern, Werkbänken, Baustellen, Fahrplänen... noch Ausdruck ist jenes beinharten, aber möglicherweise nicht minder glücklichen Lebens des Bergbauern. Und Bauern sind sie tief im Herzen alle geblieben. Schafe züchtet der Mensch seit Jungteinzeit. Alles andere und mithin das, was den modernen, heutigen Alltag ausmacht, ist erst viel, sehr viel später hinzugekommen.


Auf dass ihr '' Chumm bää'' noch einmal sieben Jahrtausende in unseren Bergtälern und Alpen ertönen möge - ihnen zur Freude und der Landschaft zum Nutzen...!

 
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